Am Freitag, den 08.09.2023 war das mobile Theater Ensemble Radiks aus Berlin zu Gast an der Berufsbildende Schule Anhalt-Bitterfeld – Standort Köthen. Das Stück „Wir waren mal Freunde“ ist eine Kriminalgeschichte, die sich aus der Sicht seiner jugendlichen Protagonisten mit den Themen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus, Ehre, Toleranz, Vertrauen und Selbstvertrauen beschäftigt. Thematisiert werden hier in sensibler, unvoreingenommener und jugendgerechter Weise die Bedeutung von Respekt, sozialen Werten und Achtung füreinander insbesondere im Schulalltag.
In einer im Bau befindlichen Asylunterkunft bricht ein Feuer aus und das Leben eines Obdachlosen ist in Gefahr – eine Schlüsselszene im Konflikt um drei junge Menschen, die einst Freunde waren und nun plötzlich Feinde sind. Der sechzehnjährige Joscha rettet bei dem Brand einem Obdachlosen das Leben, seine Schwester Marion sieht in Asylbewerbern eine Gefahr und Melek, eine junge Muslimin, die selbst Ausländerin ist.
Dokumentarische Szenen zeigen, wie junge Menschen zunehmend in Vorurteilen verstrickt sind. Josha weigerte sich, gegenüber der Polizei eine Aussage zu machen, da er glaubte, seine Schwester Marion sei an dem Brandanschlag beteiligt gewesen. Marion versteckte sich mehrere Tage lang und weigerte sich, die Namen der ihr bekannten Täter zu nennen. Im Rahmen des Projekts „Deine Zukunft“ musste Melek eng mit Josha zusammenarbeiten, der es schwer fiel, ihren Stolz zu überwinden und das nötige Vertrauen dafür zu gewinnen.
Die Schauspieler spielten ihre Charaktere sehr realistisch und eindrucksvoll. Die Meinungen aller werden ohne Wertung dargestellt. Immer wieder wird die Frage aufgeworfen, wie die Lebensentwürfe junger Menschen unter dem Blickwinkel verschiedener sozialer und kultureller Herkunft aussehen können und ob es ohne Toleranz und Zivilcourage überhaupt eine Zukunft gibt.
In der letzten Szene kommt es zu einem Streit zwischen den Geschwistern Marion und Josha. Marion schildert eindringlich und provokativ die Demütigungen, die sie als Deutsche erlebte, und Josha, immer noch beeindruckt von Meleks neu erwachten Gefühlen, fordert gegenseitiges Vertrauen und Nähe als Voraussetzungen für ein friedliches Zusammenleben.
Dieser Gegensatz, und die Tatsache, dass beide Standpunkte nachvollziehbar sind und ihre Berechtigung haben, lässt die Schülerinnen und Schüler der Berufsbildenenden Schule Köthen, die das Stück sahen, nachdenklich und mit einem geschärften Bewusstsein für die Komplexität des Zusammenlebens besonders auch im Schulalltag zurück.
Im Anschluss an die Aufführung hatten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen die Möglichkeit, sich mit den Schauspielern in einem Nachgespräch über das Stück zu unterhalten. Die Aufführung und das Nachgespräch dienen dabei als Modul zur Gewaltprävention, um die Lehrkräfte in ihrer Arbeit zu unterstützen und die Jugendlichen für die vorgenannten Themenbereiche zu sensibilisieren, um ein respektvolles Miteinander zu erörtern, zu fördern und zu stärken.